Geschichte

Das Schlösschen – die klassizistische Perle im Herzen des Kurparks

„Dübelsdreck“ nannte man im Volksmund das, was da einst am Galenberghang frei aus dem Boden austrat und einen übel riechenden Morast bildete. Später erkannte man die heilende Wirkung dieser Schwefelquellen, und im Jahre 1787 schließlich gründete Landgraf Wilhelm IX. von Hessen, später Kurfürst Wilhelm 1., das Heilbad mit dem „Nenndorfer Gesundbrunnen“. Es entstanden die Promenade, der Kurpark, das erste Kurhaus und diverse Gästehäuser.

Damit der frisch gekürte Kurfürst in Bad Nenndorf „fürstlich“ residieren konnte, ließ er sich im Jahre 1806 im grünen Herzen des Parks ein Schlösschen im „reinsten Klassizismus“ erbauen, einem architektonischen Stil, der die edle Schlichtheit der antiken Formsprache aufgriff. Vor allem beeindruckt die Nordwest-Fassade durch ihren tempelartigen Vorbau mit acht dorischen Säulen.

Morgen wieder lustik!

König Jérôme Napoleon
Jérôme Bonaparte (König Jérôme Napoleon)

Genießen konnte Kurfürst Wilhelm seine neue architektonische Perle leider nur einen einzigen Tag, denn dann musste er vor den anrückenden napoleonischen Truppen nach Preußen flüchten. Stattdessen hielt Napoleons Bruder Jérôme, frisch ernannter König von Westphalen, Einzug ins Bad Nenndorfer Schlösschen. Hier veranstaltete er überschwängliche und seinerzeit schon legendäre Feste. Sein ausgelassenes Wesen und die Tatsache, dass sein gesamter deutscher Wortschatz wohl nur aus dem Satz „Morgen wieder lustik!“ bestand, brachten ihm beim Volk bald schon den Spitznamen „König Lustik“ ein.

Das Schlösschen - 1908

Das kleine und feine klassizistische Schlösschen erlebte im Laufe der Jahrzehnte noch so manchen Herrscher, bis es vor einigen Jahren unter Zuhilfenahme der Original-Baupläne liebevoll grundrenoviert wurde, sodass es heute wieder erstrahlt wie einst zu Zeiten von Kurfürst Wilhelm und Jérôme Bonaparte, an die heute noch zwei Portraits im Eingangsbereich des Schlösschens erinnern.